Artenvielfalt im Weinberg

Teil 2. Einsaat oder Naturbegrünung?

Dass Pflanzen – neben der Weinrebe – im Weinberg dazugehören, ist keine Frage. Sie sind ein wichtiger Baustein der Lebensgemeinschaft Weinberg. Dies zeigen auch die aktuellen Diskussionen, Forschungs- und Förderprogramme unter dem Stichwort BIODIVERSITÄT. Wie aber kommen die Pflanzen in den Weinberg? Diese Frage ist etwas leichter ……zu beantworten, wenn wir uns der Funktion der Pflanzen bewusst werden.

Weinberge werden angelegt, um Trauben zu produzieren. Das heißt: Durch die Ernte erleidet das System einen Verlust. Dieser Verlust wird vorwiegend durch Düngung ausgeglichen. Diese Aufgabe können auch Pflanzen übernehmen. Das Ziel einer nachhaltigen Bewirtschaftung des Weinberges ist das Erreichen eines Kreislaufsystems. Pflanzen übernehmen vielfältige Aufgaben: Sie sorgen für Nährstoffe, stabilisieren den Wasserhaushalt und wandeln das klimagefährdende Kohlendioxid in Zucker und unzählige organische Verbindungen um, bilden Humus und binden überschüssiges Nitrat. Auch bieten Pflanzen einen Lebensraum für Tiere, darunter Insekten und auch Nützlinge.

Hier wird deutlich, dass diese Funktionen am besten mit einer Vielzahl von Pflanzen erreicht werden. Artenreichtum und Dauerhaftigkeit sind die beste Lösung.

Langjährige Beobachtungen haben aber gezeigt, dass ein natürlicher Bewuchs diese Anforderungen nur teilweise erfüllen kann. Meist setzen sich nur Gräser und wenige andere Arten durch. Möglich ist eine Naturbegrünung eher in schwer zu bearbeitenden Weinbergen wie in Steillagen oder auf steinigen Böden.

Somit ist die Einsaat einer artenreichen Saatmischung die richtige Wahl. Die Fachleute sprechen von Begrünung. Eine Begrünung kann als jegliche Vegetation definiert werden, die angebaut wird, ohne geerntet zu werden. In den deutschen Anbauregionen finden wir unterschiedliche Begrünungsformen: Dauerbegrünung bedeckt ganzjährig den Weinbergsboden, während die Teilzeitbegrünung entweder im Sommer oder im Winter oder jede zweite Gasse begrünt. Und welche Form bringt die besten Vorteile? Hier gibt es keine Einheitslösung, da viele Faktoren eine Begrünungsstrategie bestimmen. In erster Linie zählen die Standortfaktoren: die jährliche Niederschlagsmenge, die Jahreszeit bedingte Niederschlagsmenge, die Hangneigung, die geologische Bodenbeschaffenheit, der Humusgehalt und das Verständnis der Winzer*innen. Die Flächen mit offenem Boden im Weinberg sind in den letzten Jahren stark zurückgegangen, aber es gibt immer noch Handlungsbedarf. Oftmals dominiert Gras die Begrünung.  Dabei besteht seit einigen Jahren ein umfangreiches Angebot an Saatgut, speziell für die unterschiedlichen Begrünungsstrategien. Sehr beliebt sind die Mischungen Landsberger Gemenge und die Wolff-Mischung. Letztere enthält neben verschiedenen Kleearten auch Samen für Pflanzen, die über lange Zeit des Jahres blühen – eine ideale Insektennahrung. Auch Pflanzen mit einer Wurzelentwicklung von bis zu zwei Metern sind dabei. Diese vielseitige, artenreiche Mischung ist für eine Begrünung bis zu vier Jahren geeignet, danach sollte wieder nachgesät werden.

Das Informationsangebot für die unterschiedlichen Begrünungsstrategien ist umfangreich und vielfältig. Daher sollte die Entscheidung „Einsaat oder Naturbegrünung?“ leicht möglich sein. Eine artenreiche Begrünung ist eine wichtige Komponente des nachhaltigen Weinbaus. Sie wird am einfachsten durch Einsaat erreicht.

Im April geht es hier weiter mit der Frage „Agrarökosystem oder Lebensgemeinschaft?“

Vorteile einer artenreichen Begrünung auf einen Blick:
  • ·         Aufbau eines stabilen Ökosystems
  • ·         Förderung von Nutz-Insekten
  • ·         Aktivierung des Bodenlebens
  • ·         Minimierung der Auswaschung von Nährstoffen
  • ·         Bildung und Anreicherung von Humus
  • ·         Verminderung des Abbaus organischer Substanz
  • ·         Stickstoff-Fixierung – beispielsweise durch Leguminosen
  • ·         Minderung der Bodenabtragung (Erosion)
  • ·         Intensivere Wurzelbildung durch die Unterpflanzen lockert die Böden
  • ·         Stabilisierung der häufig steilen Lagen
  • ·         Wasserhaltung des Erdreichs wird erhöht
  • www.agrarshop-online.com/agrarblog-weinbergbegruenung.php>
    Weitere Informationen: Leitfaden zur Weinbergbegrünung für den ökologischen Weinbau Niggli,Claudio: Begrünungspraxis im Weinbau: Ein Rückblick. Ithaka Journal 1, 2013:13–19. ISSN 1663-0521 Ziegler,B.: Gründüngung im Weinbau einplanen. www.vitipendium.de/Begrünung