Artenvielfalt im Weinberg

Teil 5. Humus braucht Artenvielfalt

Ein gesunder Weinberg lebt von der Artenvielfalt. Die vielfältigen Pflanzen sammeln die Energie der Sonne und stellen sie den Reben zur Verfügung. Aber nicht nur die Sonnenenergie, sondern auch die Bausteine der Pflanzen können für die Reben genutzt werden. In einem Kreislaufsystem werden abgestorbene Pflanzenteile abgebauund derart umgewandelt, dass sie der Rebe als Nährstoffe zur Verfügung stehen. Im Optimalfall immer dann, wenn die Rebe sie benötigt, also zur Wachstumsphase. Eine wichtige Rolle dabei spielt der Humus.

Was verstehen wir unter Humus? Humus ist die im Boden enthaltene abgestorbene pflanzliche und tierische Biomasse. Etwa 10 bis 15 % der festen Bodensubstanz bestehen aus organischen Bausteinen. Dazu zählen die Wurzeln der Pflanzen (ca. 10%), die Bodenorganismen, genannt Edaphon, (ca. 5-7%) und der Rest ist Humus, der aus pflanzlichen und tierischen Stoffen und deren Umwandlungs- und Ausscheidungsprodukten besteht. Durch biochemische und chemische Prozesse werden die komplexen hochmolekularen Abbaustoffe, genannt Huminstoffe,  ständig bearbeitet, bis letztendlich mineralische einfache Moleküle übrigbleiben. Wir sprechen dann von Mineralisierung. Humus ist ein komplexes System aus biologischen, physikalischen und chemischen Prozessen.

Wie entsteht Humus? Das Ausgangsprodukt für die Humusbildung ist immer organisches Material wie abgestorbene Pflanzen und tote Lebewesen aller Art oder auch Kompost. Nach der Zerkleinerung durch kleinere und größere Bodenlebewesen folgt die Zersetzung auf und im Boden durch Mikroorganismen. Regenwürmer spielen bei der Humusbildung eine wichtige Rolle. Sie übernehmen den Transport in den Boden. Diese werden als Nahrung genutzt. Auch humushaltige Erde mit ihren Bewohnern wie Pilzen, Einzellern und Mikroorganismen werden verzehrt. Die Ausscheidung der Regenwürmer wiederum ist die Nahrungsquelle der Mikroorganismen. Regenwürmer leisten einen wichtigen Beitrag zur Auflockerung und Sauerstoffversorgung des Bodens. In einem permanenten Prozess der Zersetzung und Verrottung entstehen komplexe organische Verbindungen als Grundlage für Humus. Man unterscheidet Nährhumus, der rasch abgebaut wird und als Nahrung für Mikroorganismen dient, und Dauerhumus.

Der Dauerhumus macht etwa zwei Drittel des Humus aus. Er ist schwer abbaubar und speichert Pflanzennährstoffe, die sogenannten Ton-Humus-Komplexe. Dauerhumus ist verantwortlich für die Bodenstruktur, die Wasser- und Nährstoffbindung und für die braune Farbe des Bodens.

Welche Bedeutung hat Humus? In der Natur entstehen keine Abfälle. In einem Kreislaufprozess werden organische Stoffe aufgebaut und wieder in die Ausgangsstoffe umgewandelt. Der Humus spielt dabei die Rolle des Zwischenspeichers. Für die Rebe bedeutet ein humushaltiger Boden eine optimale Versorgung mit Nährstoffen. Der Humus stellt kontinuierlich und dauerhaft alle notwendigen Mineral- und Nährstoffe zur Verfügung. Während bei mineralischem Dünger immer die Gefahr der Nitratauswaschung ins Grundwasser besteht, ist dies bei einem Humusgehalt von 1 bis 3 Prozent nahezu ausgeschlossen. Ein humushaltiger Boden ist locker und krümelig, gut durchlüftet und feucht.

Der Humus hat eine enorme Wasserspeicherkapazität. Er ist in der Lage bis zum Fünffachen seines eigenen Gewichts an pflanzenverfügbarem Wasser zu speichern. Diese Eigenschaft ist von besonderer Bedeutung bei sandigen Böden, die wegen ihres geringen Tonanteils Wasser nur schlecht speichern können. Auch wird diese Eigenschaft bei der zunehmenden Trockenheit im Weinberg immer wichtiger. (siehe auch: „Strategie gegen die zunehmende Trockenheit im Weinberg“ link).

Eine weitere wichtige Eigenschaft von Humus ist die Fähigkeit, komplexe Moleküle in einfache umzuwandeln. Pflanzenschutzmittel und andere umweltschädlichen Verbindungen werden nach und nach abgebaut: Humus entgiftet.

Im Fazit bleibt: Ein wichtiger Grundsatz eines nachhaltigen Weinbaus besagt, dass wir dem Boden stets mindestens so viel an Nährstoffen zuführen, wie wir ihm zuvor durch unsere Eingriffe in den natürlichen Nährstoffkreislauf – zum Beispiel durch die Entfernung der Weintrauben – entzogen haben. In der Praxis bedeutet dies: Humusbildung im Weinberg wann immer möglich, unterstützen. Dies gelingt durch eine artenreiche Begrünung, Rückführung von Trester und Verteilung von Kompost.

Welche Bedeutung Humus für den Klimawandel hat, besprechen wir im Juli.

Gibt es Themen aus dem Bereich Artenvielfalt im Weinberg, die Sie interessieren und die wir noch nicht besprochen haben? Schreiben Sie uns Themenwünsche gerne an info@dine-heilbronn.de